Stirling- wer es beherrschte, beherrschte Schottland
- jontypt
- Aug 2
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Ich möchte Euch auf einen Spaziergang durch Stirling mitnehmen.
Solltet Ihr mit dem Auto anreisen, könnt Ihr direkt an der Burg parken. Ab Glasgow und Edinburgh kann man ganz bequem mit dem Zug anreisen, die Zugfahrt ist nur etwas über eine halbe Stunde und kostet wenig Geld. Denkt dran, immer ein Return Ticket zu kaufen, das kostet weniger als ein Einzelticket (macht nicht viel Sinn, ist aber so).
Der Spaziergang schlängelt sich durch die faszinierenden Straßen der Altstadt und dauert etwa eine Stunde. Dies beinhaltet nicht die Zeit, die bei jeder bezahlten Attraktion verbracht wird. Wenn Ihr vorhabt, in das Old County Jail oder Stirling Castle zu gehen, werden Ihr ungefähr den ganzen Tag brauchen.
Es gibt einige steile Anstiege, aber nichts zu herausfordernd. Die Route kann in der angegebenen Reihenfolge oder umgekehrt abgelaufen werden.

Die kleine Stadt Stirling liegt idyllisch auf einem Hügel, die mittelalterliche Stadt schmiegt sich an den Hügel, während die imposante Burg direkt darüber thront.
Hier wurde Geschichte geschrieben.
Stirling wurde im Kampf gegen die englische Besatzung zum Symbol des Widerstands Schottlands, die Oberhoheit der Engländer anzuerkennen. Zwei Mal kämpften die Schotten in der Nähe von Stirling für ihre Unabhängigkeit und brachten genauso oft den Engländern verheerende Niederlagen ein. 1297 tauchte hier William Wallace auch das erste Mal auf.
Die Burg auf dem Castle Hill war auch im Jahre 1543 Schauplatz der Krönung von Maria Stuart, der späteren Queen of Scots. Damals war Maria erst ein Jahr alt und die politische Situation in Schottland mehr als kritisch.
In Stirling wurde also nicht nur das Schicksal der jungen Prinzessin, sondern auch das des Landes Schottlands besiegelt. Marias Sohn sollte Jahrzehnte später die Throne von England und Schottland zusammenführen.

Wir beginnen die Tour am Mercat Cross, in der Nähe von Stirlings berühmter Burg. Das Mercat Cross ist der schottische Name für das Marktkreuz, das häufig in schottischen Städten zu finden ist. In diesem Bereich verlieh der Monarch, Baron oder Bischof den Einwohnern der Stadt im Wesentlichen das Recht, einen Markt abzuhalten.
Auch staatliche und bürgerliche Proklamationen wurden früher vom Stadtausrufer vom Mercat-Kreuz verlesen.
Historisch gesehen war das Mercat Cross ein äußerst wichtiger Ort für die Einheimischen, und sie kamen dorthin, um ihre Einkäufe zu erledigen, sich über Klatsch zu informieren und sogar
Hinrichtungen anzusehen.
Geht nun die Broad Street hinauf in Richtung des zerstörten Gebäudes, um Mar's Wark zu sehen.
Dieses Bauwerk wurde ursprünglich 1570-1572 von John Erskine, dem Earl of Mar und Wächter von Stirling Castle unter James VI., erbaut. Obwohl dieses ehemals prächtige Renaissance-Stadthaus einst wunderschön dekoriert war, steht es heute in Trümmern.
Guckt Euch die königlichen Wappen über dem Eingang zu Erskines Haus an, die man angebracht hatte, um seinen großartigen Status zu demonstrieren. Es ist möglich, um die Ruinen herumzugehen, aber Ihr müsst von hinten über den Friedhof eintreten.
Kein Rundgang durch Stirling wäre komplett ohne einen Besuch der Burg aus dem 12. Jahrhundert. Das prächtige Stirling Castle war früher die offizielle königliche Residenz der schottischen Monarchie und Mary Queen of Scots wuchs hier auf.
Außerhalb der Burg befindet sich eine große Statue, die an den schottischen Helden Robert the Bruc erinnert. Die Burg und die Umgebung bieten an klaren Tagen eine unglaubliche Aussicht und Ihr könnt bis zum Wallace Monument und darüber hinaus sehen. Der Glanz vergangener Tage konnte größtenteils bewahrt werden.
Dazu zählt die beeindruckende Bankethalle, die größte ihrer Art in Schottland. Hier wurden rauschende Feste und Bälle veranstaltet, auf den Galerien spielten Barden und Trompeter. Als 1594 der kleine Prinz Henry getauft wurde, servierte man das Fischgericht in einem riesigen Modellschiff, dessen Kanonen feuern konnten.
Aus derselben Zeit stammt die königliche Kapelle mit ihrem handgemalten Fresko, das zu Ehren des neuen schottischen König 1628 angefertigt wurde. (Dazu folgen gleich noch mehr Infos)
Auch das imposante Küchengebäude, in denen die Bediensteten für die rauschenden Bankette schufteten, kann heute besichtigt werden.
Ein friedlicher und hübscher Garten auf der sonnigen Südseite des Schlosses, der von den Gemächern der Königin und dem Turm des Prinzen überragt wird.
Sobald Ihr das Schloss durch das Haupttor betreten habt, befindet er sich durch den nächsten Torbogen und auf der linken Seite.
Hier gibt es seit dem 14. Jahrhundert einen königlichen Garten, und der flache Rasen wurde in den 1620er Jahren in eine Bocciabahn umgewandelt.
Besucher können unter der schönen, über 200 Jahre alten Buche Schatten spenden.
Von hier habt Ihr auch in nördliche Richtung einen wundervollen Ausblick auf die King und Queen Knots.
Der King's Knot befindet sich auf dem Gelände des alten King's Park, Kronbesitz seit mindestens dem 12. Jahrhundert, wo Schottlands Könige an Turnieren, Falken und Jagen teilnahmen. Die als King's and Queen's Knots bekannten Erdarbeiten waren Teil der formellen Gärten von Stirling Castle.

Der Fels mit Stirling Castle ist vermutlich durch vulkanische Aktivitäten vor rund 350 Millionen Jahren entstanden. In der Eiszeit erhielt er seine heutige Form. Der genaue Zeitpunk einer menschlichen Besiedlung lässt sich nicht feststellen. Allerdings deuten Funde aus prähistorischer Zeit auf eine frühe Besiedlung hin.
Stirling Castle hatte eine schnelllebige Zugehörigkeit zwischen England und Schottland. König William der Löwe wurde im Austausch gegen 5 Burgen an Henry II von England übergeben, eine davon war Stirling Castle. Im Jahr 1214 starb William hier.
Doch schon in 1296 wurde Stirling Castle durch König Edward I erneut erobert. Wenn auch die Schotten in der Schlacht an der Stirling Brücke unter William Wallace zurückerobern konnten, so gelang es den Engländern, in der Schlacht von Falkirk, sie den Schotten wieder zu entreißen. Bald hatten die Schotten wieder mehr Glück. Viele Burgen gelangten wieder in die Hände von Schottland unter der Führung von König Robert 1 the Bruce. So auch Stirling Castle im Jahre 1314 nach der Schlacht von Bannockburn.
Das Jahr 1371 sah Robert II, den ersten Stuart als König von Schottland. Ihm folgte James I .Sein Sohn James II ließ 1452 den Earl of Douglas ermorden und seinen Leichnam aus dem Fenster von Stirling Castle werfen. Noch heute trägt der Garten an der nördlichen Seite der Burg den Namen Douglas Garten.
In der Kapelle von Stirling Castle wurde James V im Jahre 1513 getauft. Dieser heiratete eine französische Prinzessin. Nach ihrem frühen Tod war auch seine zweite Frau eine Französin. Aber auch das Leben von James V war kurz, er starb als er 30 Jahre alt war. Seine Erbin war seine Tochter Maria Stuart. Diese war bei seinem Tod gerade wenige Tage alt. Ihre Geschichte ist eng mit Stirling Castle verbunden. Sie wurde in der königlichen Kapelle getauft. Fast wäre sie bei einem Feuer im Jahre 1561 in ihrem Schlafzimmer ums Leben gekommen.
Ihr Sohn, James VI wurde in Stirling Castle getauft und verbrachte viel Zeit seiner Kindheit auf der Burg. Nachdem Elisabeth I von England gestorben war, wurde er ihr Nachfolger und zog mit seinem Hofstand nach London. Damit war das Ende für Stirling Castle als königliche Residenz besiegelt. Den letzten militärischen Konflikt erlebte die Burg 1746 durch die Belagerung von Prinz Charles Edward Stewart. Die Armee nutzte Stirling Castle bis zum Jahr 1964 durch die hier stationierten Regimenter der Argyll und Sutherland Highlander.
Geht nun in Richtung der Sternpyramide, auch bekannt als Salem Rock, und folgt der Treppe hinunter zum Altstadtfriedhof.
Der älteste Teil des Altstädter Friedhofs befindet sich neben der Holy Rude Kirche und hier könnt Ihr einige der interessantesten Gräber sehen.
Der vielleicht bemerkenswerteste Bewohner des Friedhofs ist John Cowane, Stirlings größter Wohltäter. Obwohl er in viele Formen der Arbeit involviert war, ist er am bekanntesten für das Cowane's Trust and Hospital, das sich direkt außerhalb des Friedhofs in der Nähe der Kirche Holy Rude befindet.
Salem Rock:
William Drummond war ein Landvermesser und Gärtner, dessen unmittelbare Nachkommen eine bekannte Familie in Stirling waren. Sie waren für eine Vielzahl von Aktivitäten auf lokaler und nationaler Ebene verantwortlich.
Dazu gehörten die Einrichtung eines Landwirtschaftsmuseums in den 1830er Jahren, ein umfangreiches Saatgut- und Baumschulgeschäft, Erkundungen in Afrika und die Drummond Tract Enterprise, der führende Herausgeber religiöser Broschüren des 19. Jahrhunderts.
William war der älteste Sohn der bekannten Stirling-Familie, zu der auch Peter Drummond und sein Neffe Henry gehörten. Er war einer der Initiatoren des Valley Cemetery und seine Besessenheit von der Religion ist im Märtyrerdenkmal und der Sternpyramide zu sehen.
Er gab die Sternenpyramide 1863 bei William Barclay in Auftrag – beachtlich sind die weißen Marmorbibeln, die von Barclay rund um die Basis des Gebäudes eingebaut wurden, und die Namen religiöser Traktate (veröffentlicht von „Drummond Tract Enterprise“ seines Bruders Peter).
Die Pyramide ist all jenen gewidmet, die für die bürgerliche und religiöse Freiheit in Schottland den Märtyrertod erlitten haben. William pflanzte rund um die Pyramide einen Lustgarten mit Bäumen und Pflanzen. Er bezahlte auch fünf der sechs Statuen, die in verschiedenen Teilen des Friedhofs zu sehen sind, und spendete Bäume, die um das National Wallace Monument gepflanzt werden sollten.
Dieses Gebiet wurde vom örtlichen Gärtner und Evangelisten William Drummond als öffentliches Vergnügungsgelände angelegt. Die Sternpyramide mit ihren Texten und Emblemen stand im April 1863 kurz vor der Fertigstellung, als eine Bibel und das Glaubensbekenntnis in einer Kammer innerhalb der Struktur versiegelt wurden. Es erinnert an die Prinzipien der Reformation und machte die berühmten Drummond Tract Enterprises bekannt.
Das 1637 als Armenhaus erbaute und auch als Guildhall bekannte Cowane’s Hospital wurde vom örtlichen Kaufmann John Cowane, Dekan der Merchant Guild, finanziert. Ursprünglich wurde dieser Ort für Gildenmitglieder genutzt, um sich zu treffen, aber danach wurde er als Schule und dann in Epidemiezeiten als Krankenhaus genutzt.
Von der Kirche aus könnt Ihr dann in die St. John Street rechts einbiegen und seht dann auch schon das Tolbooth.
Dies war das wichtigste städtische Gebäude in Stirling und beherbergte sowohl ein Gerichtsgebäude als auch ein Gefängnis. Gefangene, die auf ihre Hinrichtung warteten, wurden in den höchsten Fenstern festgehalten, und Ihr könnt noch heute die Gitter dort sehen.

Gegenüber des Tolbooth befindet sich das Old Town Jail. Als das Tolbooth zu überfüllt war, um weitere Gefangene aufzunehmen, wurde das Old Town Jail unter dem Druck von Gefängnisreformern eröffnet.
Das Gefängnis hat eine faszinierende Geschichte und Besuchern von Stirling wird auf jeden Fall empfohlen, sich das Gefängnis anzusehen. Wie viele andere schottische Attraktionen ist auch das Old Town Jail im Winter geschlossen.
Folgt dem Straßenverlauf weiter und achtet auf die Jugendherberge auf der rechten Seite. Die Jugendherberge befindet sich auf dem Gelände von Erskine Marykirk, der ersten Kirche, die sich nach der Reformation offiziell aus der Autorität der Church of Scotland zurückgezogen hat.
Der Gründer der Kirche, Ebeneezer Erskine (nicht zu verwechseln mit John Erskine von weiter oben), ist in einem Grab direkt vor dem Gebäude begraben.

In der Nähe der Jugendherberge auf derselben Straßenseite befindet sich das Stirling Highland Hotel. Das Hotel war einmal ein Franziskanerkloster, das von König James IV gegründet wurde. Im Zuge der Reformation wurde es aber 1559 abgerissen.
Danach wurde es in die Stirling High School umgewandelt, bevor es schließlich als Hotel wiedereröffnet wurde. Das Hotel ist sehr stolz auf seine Wurzeln und Hinweise auf das frühere Leben des Gebäudes und es ist im gesamten Gebäude erkennbar. Das Restaurant vor Ort trägt den treffenden Namen „The Scholar“ und Fotografien der acht Schulleiter, die einst dort gearbeitet haben, sind noch immer im Barbereich ausgestellt.
Geht weiter die Spittal Street entlang und haltet an der Einmündung in die King Street Ausschau nach dem Atheneum.
Diese Bibliothek mit Gemeindeamt wurde 1816 auf dem Gelände eines ehemaligen Fleischmarkts erbaut und ist heute das Zuhause von „Wee Wallace“, einer Statue, die Schottlands berühmtestem Freiheitskämpfer gewidmet ist.
Big Wallace befindet sich am Wallace Monument.

Folgt der Straße am Corn Exchange vorbei und auf den Back Walk. Er beginnt gegenüber der Bibliothek an der Corn Exchange Road und ist durch eine Schnitzerei eines Wolfs gekennzeichnet.
Dies stammt aus einem Volksmärchen, das vermutlich aus dem 9. Jahrhundert stammt. In dieser Geschichte störte ein Überfall der Wikinger einen schlafenden Wolf und als er erwachte, stieß der Wolf ein allmächtiges Heulen aus. Dieses Heulen alarmierte die Leute in Stirling und rettete die Stadt vor einem Angriff.
Dieser städtische Fußweg folgt den alten Stadtmauern bis hinauf zum Stirling Castle, bevor er - einmal um die Burg herum - wieder hinunter in die Altstadt führt.
Die Aussicht ist an klaren Tagen wunderschön und es besteht die Möglichkeit, auf der Route noch mehr Geschichte zu erfahren, insbesondere die des Enthauptungssteins, der einst für öffentliche Hinrichtungen verwendet wurde.
Der Stein steht auf einem Ort in Stirling, Schottland, der auch „Mote Hill“ oder besser „The Heading Hill“ genannt wird, ein Ort, an dem einst ein altes piktisches Fort stand.
Im Laufe der Zeit wurde dieses Gebiet zu dem Ort, an dem König James I. seine Feinde entsenden ließ. Enthauptungen waren speziell Personen vorbehalten, die des Hochverrats für schuldig befunden wurden. Am bemerkenswertesten war die von Murdoch, Herzog von Albany im Jahr 1425, dem Enkel von König Robert II., dem Gründer der Stewart-Dynastie.
Stirlings berühmtes Wahrzeichen steht über den Feldern, auf denen William Wallace seine Truppen in der Schlacht von Stirling Bridge zum Sieg führte, und erzählt die Geschichte des Patrioten und Märtyrers, der Schottlands Nationalheld wurde.
Das Denkmal liegt etwas außerhalb von Stirling – und ist vom Stadtzentrum und von der A91 ausgeschildert, ist aber auch problemlos mit dem Bus ab Stirling Bahnhof zu erreichen.
Erklimmt die 246 Stufen des National Wallace Monument - oben werdet Ihr mit einer atemberaubenden Aussicht über Stirling und die Trossachs belohnt.
Das in viktorianischer Zeit erbaute Monument ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Schottlands. Bestaunt das mächtige Wallace Schwert und erfahrt mehr darüber, wie die Schlacht von Stirling Bridge im Jahr 1297 gekämpft und gewonnen wurde.
Toptip: Schaut Euch unbedingt den Toilettenpapierhalter an!

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