Bereits vor ein paar Jahren hatte ich Euch (damals noch nur auf meinem Facebook Blog) über das Georgian House berichtet.
Nun war ich wieder da und habe die (internationale touristenfreie) Zeit genutzt und es mir etwas ausführlicher angeschaut und konnte auch detallierter mit den Freiwilligen vom National Trust for Scotland sprechen.
Ich habe Euch eine kleine Zusammenfassung geschrieben, was Euch im Georgian House erwartet:
Die Idee für Edinburghs Neustadt (New Town) entstand nicht plötzlich in der Mitte des 18.Jahrhunderts. In den siebzig Jahren, die vorangegangen waren, waren mehrere Verbesserungspläne vorgeschlagen aber nie eingeführt worden, da die politischen, wirtshcaftlichen und gesellschaftlichen Umstände nicht richtig waren.
In den 50er und 60er Jahren des 18.Jahrhunderts gab es eine neue Stimmung voll von Zuversicht und Ehrgeiz in Edinburgh. Politische Stabilität, wirtschaftlicher Fortschritt, zunehmender Wohlstanf unf aufgeklärtes Denken lieferten die richtigen Bedingungen für Verbesserung. Der Stadtrat setzte sich für den Bau der Neustadt aus hauptsächlich zwei Gründen ein: Erstens, um die überfüllten Lebensbedingungen der Altstadt zu verbessern und um eine gesündere Umgebung für die reicheren Einwohner zu schaffen; zweitens, und dies war wahrscheinlich der wichtigere Punkt, um aus Edinburgh sowohl eine würdige Hauptstadt des nördlichen Großbritanniens als auch ein Zentrum des Handels, der Künste und der Vornehmheit zu machen.
Ein junger Architekt names James Craig (1744-1795) gewann 1766 den vom Stadtrat ausgeschriebenen Wettbewerb um den Einwurf des Straßenplans der Neustadt. Craigs grandiose Idee beinhaltet zwei große Plätze, St.Andrew Square und Charlotte Square, die durch die weite Durchgangsstraße der George Street verbunden werden sollten, mit der Princes Street und der Queen Street parallel dazu verlaufend. Es dauerte mehr als fünfzig Jahre um die Neustadt fertigzustellen - der Bau verlief nach und nach von Ost nach West zwischen 1767 und 1820.
Der Bau der Charlotte Square
1791 wurde der angesehene schottische Architekt Robert Adam vom Stadtrat gebeten, die Fassaden des Charlotte Square zu entwerfen. Der Rat hoffte, dass Adams Entwirf Kritik entgegenstehen würde, dass es der Neustadt an Einfallsreichtum mangelte und dass das Design vieler der Häuser nicht ehrgeizig war. Als ein Experte im Design von `Palastfassaden`war es ihm möglich, die einzelnen Häuserreihen in eine grandiose städtische Komposition umzuwandeln. Adams Design für den Charlotte Square hob den Architekturstandart in Edinburghs Neustadt auf interationales Niveau an.
Sein Tod im Jahre 1792 bedeutete, dass sein Design von anderen Architekten ausgeführt werden musste. Der Charlotte Square wurde schließlich im Jahre 1802 vollendet.
Die Familien des Charlotte Square
Die Leute, die Häuser am Charlottte Square besaßen, waren wohlhabend, aber nicht unbedingt adelig. John Lamont, der erste Besitzer des Georgian House, war ein Grundbesitzer, und der Platz war zudem auch das Zuhause von Rechtanwälten, Ärzten, Bänkern und Kaufleuten, und deren Familien.
Im späten 18.Jahrhundert bestand die Durchschnittsfamilie aus sechs Personen - Vater, Mutter und vier Kinder. Auch ältere Verwandte und unverheiratete Schwestern waren manchmal Teil der Familie. Es war üblich, dass der Vater den Lebensunterhalt der Familie verdiente. Seine Frau blieb zu Hause, um den Haushalt zu verwalten, die Dienerschaft eingeschlossen. Jungen und Mädchen wurden im Hinblick auf diese erwarteten Rollen erzogen. Kinder waren nicht überall im Haus erlaubt; sie blieben im Kinderzimmer im obersten Stockwerk, außer wenn sie Zeit mit den Eltern in der Wohnstube verbrachten.
Fünf oder sechs Bedienstete arbeiteten von früh bis spät, um das Haus sauber und warm zu halten, Mahlzeiten zu kochen, für das Wohl der Familie zu sorgen und sich um deren Gäste zu kümmern.
John Lamont aus Lamont - der erste Besitzer 1796-1815
John Lamont wurde um 1741 als das älteste von sieben Kindern geboren. 1767 wurde er zum 18.Oberhaupt des Lamont Clans und erbte das Ardlamont Gut in Argyllshire. Sein Haupteinkommen kam aus Mieten. 1773 heiratete er Helen Campbell, und das Paar hatte fünf Kinder: John, Amelia, Norman, Georgina und Helen Elizabeth.
Obwohl John Lamont einige Schulden geerbt hatte, vergrößerten sowohl sein extravaganter Lebenstils als auch die Bedürfnisse seiner Familie und die ansteigenden Schulden seines Sohnes Norman seine finanziellen Schweierigkeiten. 1809 verkaufte er ein weiteres Gut für über 40.000Pfund, um für seine Familie nach seinem Tode vorzusorgen. 1815 war er gezwungen, Haus Nr 7 für 3000Pfund zu verkaufen. 1796 hatte er dafür 1800Pfund gezahlt.
Wenn man das Haus besichtigt, fängt man in den oberen Stockwerken an und schaut zunächst einen Film, der den Alltag in Charlotte Square Nr 7 im 18Jahrhundert veranschaulicht.
Der kleine Salon
Der kleine Salon war gemütlicher als der große und somit die Wohnstube, in der sich die Familie ganz zwanglos versammeln konnte. Aber wie vertrieb man sich damals die Zeit?
Man las Zeitungen oder die neuesten Artikel und Bücher, man schrieb Briefe, hörte Musik und studierte Globen. Die Damen übten ihre Hobbys aus: Handarbeiten oder Basteln, besonders mit Papier. Eine Orgelwalze (ca 1809) sorgte für die musikalische Unterhaltung. Typisch für die Handarbeiten dieser Zeit sind die Gros-point-Stickerei auf dem Kaminschirm und die zwei Bildstickerein.
Das Teetrinken war damals eone hochzivilisierte Zeremonie, deren Mittelpunkt die Dame des Hauses war, die sich bemühte, den Tee ganz perfekt für ihre Gäste zu mischen. Und das alles natürlich, um einen besonders feinen Eindruck zu machen. Tee war hochversteuert und somit relativ teuer. Darum waren die Teedosen und der Teetisch abschließbar. Die Schlüssel wurden von der Dame des Hauses höchstpersönlich verwahrt. So, meinte man, war der kostbare Tee vor dem Gesinde sicher! Dieses brühte sich aber in der Küche die Teeblätter noch einmal auf.
Der große Salon
Der große Salon war der vornehmste Raum und diente ausschließlich zur Unterhaltung der Gäste.
Bei ihrer Ankunft wurden die Gäste von Dienern sofort in den großen Salon geführt, bevor die ganze Gesellschaft gemeinsam ins Esszimmer ging. Nach dem Dinner zogen sich die Damen zurück in den Salon, während die Männer im Esszimmer blieben, um rauchend bei Portwein und Corgnac eine Zeitlang nur Männergesellschaft zu genießen.
Gesellschaften dieser Art zogen sich oft bis in die frühen Morgenstunden hin.
Das Schlafgemach
Das Schlafgemach liegt parterre, mit Blick auf den Garten hinter dem Haus. An der Dekoration und Möblierung kann man erkennen, dass dieser Raum auch ein Vorzeigezimmer war, wo man Gäste zuließ. Die Dame des Hauses benutzte es als privates Wohnzimmer. Hier konnte sie in Ruhe ihren Interessen nachgehen und morgens Damensbesuch empfangen. Die Damen versammelten sich hier auch, bevor sie zum Dinner gingen.
Es gibt kein Badezimmer. Trotz der eleganten Ausstattung gab es damals im Haus weder Wasserleitungen noch Badezimmer. Gebadet wurde ohnehin nur selten, denn man hielt regelmäßiges Baden für ungesund. Es gab natürlich auch praktische Probleme: Das Wasser musste erst aus einem städtischen Brunnen geholt, in der Küche erhitzt, nach oben getragen und in eine Zinnbadewanne gegossen werden. Zum Waschen dienten der Waschständer und das Bidet. In dem Korridor zwischen Schlafgemach und Esszimmer steht ein Wasserklosett, das zwar spülte, aber nur in den kupfernen Nachttopf unten in der Schublade. Sogenannte Scavengers, die der Stadtrat von Edinburgh anstellte, holten täglich Haushaltsabfälle, darunter auch die menschlichen ab.
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Das Veranstaltunsgzimmer
Die Küche
Zum Braten, Grillen und Kochen, dh für die meisten Kochvorgänge, benutzte man den offenen Herd (frühes 19.Jh). Der mechanische Bratspieß wurde durch ein Gebläse im Schornstein angetrieben: Das sich durch die steigende Hitze drehende Gebläse drehte den Spieß. 1802 wurde der erste Küchenherd patentiert, aber offene Herdeinrichtungen gab es in Großbritannien noch bis ins 20.Jahrhundert, besonders in den Provinzen. Der sogenannte Fleischschirm wurde beim Braten vor den offenen Herd gefahren, um die so reflektierte Hitze zur Verkürzung des Bratvorganges, und die Regaleinrichtung, auf der anderen Seite, zum Warmhalten von Speisen und Tellern zu nutzen.
Die Unterkunft des Butlers
Fotos: Mellis Schottland Abenteuer
Textquellen: Ausschnitte von National Trust for Scotland
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