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1 Pickup Camper - 2 Menschen – 3 Monate Zeit – 4 Hunde
Wir, Dani und Jörg, mit unseren Hunden Joshi, Coco, Paul und Traudel reisen gerne und viel. Unser Gefährt ist ein Pickup mit 2,30 m Breite, 6,70 m Länge und 4,5 Tonnen Gesamtgewicht.
Die bange Frage ist, sind wir in dieser Kombination in Schottland gut aufgehoben? Ja – das sind wir. Und zwar zu 100 %.
Die Einreise nach Großbritannien ist unkompliziert. Das Auto fährt über LPG, also nutzen wir die Fähre. Die Hunde brauchen eine aktuelle Tollwut-Impfung, eine Bandwurmbehandlung nicht weniger als 24 und nicht länger als 120 Stunden vor der Einreise und einen Mikrochip. Das wird alles akribisch an der Grenze geprüft und auch mit vier Hunden verläuft das ganze reibungslos.
Viele Fragen waren im Vorhinein zu klären. Wieviele und welche Klamotten nehmen wir mit? Wo kriegen wir das Futter für unsere Viecher unter (davon sind drei Nahrungsspezialisten)? Wie läuft das mit der eigenen Versorgung?
Die Antworten waren einfach. Für 8 Tage Wäsche und immer wieder eine Laundry ansteuern, denn die sind hier nicht nur weit gestreut sondern auch eine Anlaufstelle für ein nettes Schwätzchen, den Kaffee zwischendurch und das Gefühl unterwegs zuhause zu sein. Futter für die Hunde haben wir mitgenommen und was das eigene Essen betrifft, so bietet Schottland weit mehr als sein Ruf.
Wer sich dem neuen öffnet, findet hier immer wieder Gaumenschmeichler. An der Küste lockt frisches Seafood nicht nur in Form von Fish & Chips. Wer Muscheln und Krustentiere mag, kommt in jedem kleinen Hafenort auf seine Kosten. Ob Langoustine frisch vom Kutter, Hummer aus der Imbissbude oder eine sämige Cullen Skink, diese Suppe, der man einfach nicht wiederstehen kann, es ist alles einfach nur lecker. Die Räuchereien bieten Lachs in allen Formen an, der am Gaumen zerfließt und Haddock, Dorade und Co sind ein Schmaus.
Während wir Grundnahrungsmittel gern im Supermarkt gekauft haben, vertrauen wir bei den Fleischprodukten den Butchern des jeweiligen Ortes. Hier wird regional und saisonal gearbeitet. Manch einer bietet nicht nur hervorragendes Rind oder Lamm an. Pie ist etwas, was man verkostet haben muss. Gefüllt mit indisch anmutenden Curries, Wildpastete oder Steak mit Sauce ist all das ein Hochgenuss.
Genuss ist eine Herzenssache für die Schotten. Wie wäre es anders zu erklären, dass in einem so kleinen Land die Wiege des Uisgebeatha steht. Lebenswasser oder auch Whisky in allen Facetten. Von gefälligen blended malts, die jeden Geschmack treffen über mild-vollmundige Lowlandwhiskies, würzig-intensive Speyside-Gewächse, deftig-kantige Highlander bis zu den Ablegern der Inseln, die so einzigartig sind, wie die Landschaften in denen sie geboren werden.
Doch Schottland ist so viel mehr als nur ein Land der Kulinarik. Gefühlt hat hier jeder Ort sein Castle, seine Abbey. Versteckt in dichten uralten Wäldern liegen sie oder auf schroffen Klippen. Manches Schloss besticht durch den morbiden Charme seiner verfallenen Mauern, während andere mit prächtigen Gärten angeben und Parkanlagen bieten, in denen man lustwandeln kann wie ein König.
Wir sind an der Westküste hinauf gefahren, haben die blühenden Rhododendron Hecken des Frühlings genießen können. Die Midges haben uns geplagt, bis wir gelernt haben sie zu ignorieren. Und Leute, macht euch keine Sorgen. Es sind keine Monster, es sind nur Mücken. Sie fürchten Smidge, der geringste Windhauch weht sie weg, mit Regen können sie nicht umgehen und außerdem mögen sie keine Sonne.
Die Inseln der Westküste sind ein Traum. UIst, Harris und Lewis bestechen mit karibischen Stränden (zugegebenermaßen teils mit arktischen Temperaturen im Mai). Skye ist überlaufen, doch Rassay ist ein Juwel. Wer guten rauchigen Whisky haben möchte, der kommt nicht an Islay vorbei.
Wer es schafft, bis hoch in den Norden zu kommen, darf sich keinesfalls die Orkneys entgehen lassen. Rauh brandet die See an die zerklüfteten Küsten, der Wind zerrt an den Kleidern und man sehnt sich ständig nach ein wenig Wärme. Doch wenn man im Ring of Brodgar steht oder die Vergangenheit in Scara Brae auf sich wirken lässt oder den Puffins beim Brüten zuschaut ist man sicher, hier ist ein bisschen mein Herz zuhause.
Und die Highlands – ach die Highlands. Diese Landschaft der tausend Seen, Mondlandschaften, Felsenformationen und der Hirsche. Ich wünsch mich in die Highlands zurück.
Der Osten ist trubelig, die Orte näher beieinander. Hier trifft Schottland auf Rimini. Ausgehen, schlemmen, baden und es sich einfach gut gehen lassen.
Die großen Städte haben wir ausgelassen, zu viel Verkehr, zu laut und zu wenig Spaß für die Hunde.
Fazit nach knapp 3 Monaten Schottland.
Wir haben uns zu jeder Zeit und in jedem Moment zuhause gefühlt. Die Schotten sind unfassbar freundlich. Unsere Hunde waren nie ein Störfaktor, sondern stets willkommen. Die Hundemenschen unter sich sind höflich, die Hunde selten an unseren interessiert. Hier kriegt man zum Welpen statt einer Leine eher einen Ball, denn egal ob Border Collie, Springer Spaniel oder Terrier, die interessieren sich nicht für die anderen, sondern nur für Herrchen und das Spielgerät. In fast jeden Garten durften wir mit allen vieren, die Castles sind tabu. In den Pubs sind Hunde vollkommen normal.
Unser Auto hat überall durchgepasst, selbst durch die schmalsten Single Tracks. Die Locals und auch die Touristen waren bei uns durchgehend freundlich und höflich. Man lässt einander durch an den passing places und auch wir sind trotz genügend PS einfach immer an den Rand gefahren und haben regelmäßig die Autos hinter uns durchgelassen. Denn wir wollten ja nicht hetzen, sondern genießen.
Schottland ist ein Land zum Träumen, zum Ankommen, zum Zuhause fühlen und neues entdecken. Und es ist vor allem eines – ein Land zum immer wieder kommen. Denn egal wie viel man gesehen hat, es gibt immer noch einen Weg, den man noch nicht gefahren ist, einen Abbey, die man noch nicht gesehen hat, einen Whisky, den man noch nicht getrunken hat, und einen Moment Glück, den man noch nicht gelebt hat.”
Herzlichen Dank an Dani und Jörg für diesen erfrischenden Reisebericht aus Schottland.
Wenn Ihr mehr über deren Abenteuer erfahren wollt, dann folgt der Facebookseite
Die Fotos wurden mir von Dani und Jörg zur Verfügung gestellt.
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